Kunst
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Der Selbermacher

Jo van de Loo vor seiner Münchner Galerie

Galerist, Sammler, Künstlerfreund: der Münchner Jo van de Loo hat sich auf dem Kunstmarkt etabliert. Er hat seinen eigenen Geschmack, mit dem er auch Geld verdienen will

„Nach London, Paris und Berlin fährt man immer gerne. Da gibt es den Tower, den Louvre und den Alexanderplatz. München ist nicht so attraktiv. Für meine junge Galerie für zeitgenössische Kunst ist es aber super!“ Jo van de Loo, Münchens jüngster Galerist, hat 2011 seine eigene Galerie im Münchner Galerienviertel eröffnet. Da war er Anfang 30. Nicht nur die Lage gegenüber dem Museum Brandhorst und der Pinakothek der Moderne ist prominent. Auch van de Loos Familie ist es.

Der Münchner ist Enkel des Galeristenpioniers Otto van de Loo, der Ende der 50er Jahre seine Galerie in der Maximilianstraße eröffnete. Er vertrat viele Künstler der CoBra und SPUR Bewegung. Einen großen Teil seiner Sammlung schenkte er 1990 der Neuen Nationalgalerie Berlin; später gingen im Rahmen einer Schenkung etwa 200 Werke an die Kunsthalle in Emden.

Jo, ein großer, gemütlich wirkender junger Mann mit vollen Locken, kennt die Sammlung seines Großvaters noch sehr gut. Er wurde mit der Malerei von Hans Platschek und Maurice Wyckaert groß. Nach der Schule ging er nach Hamburg, um an der Hochschule für Bildende Kunst Fotografie und Film bei Jitka Hanzlowá und Wim Wenders zu studieren. Nach seinem Diplom lebte er für einige Jahre in Südamerika und reiste viel durch Asien, um dort als Fotograf zu arbeiten.

In seiner Galerie stellt er hauptsächlich Fotografie aus. Realitätsnahe und authentische Fotografie. Eher dokumentarische und narrative als abstrakte Werke. Hinter den Bildern sollen Geschichten stehen. Wie bei dem österreichischen Künstler Paul Kranzler, der ihm verwandte Menschen und Orte festhält und von der Galerie vertreten wird. Jo van de Loo braucht weder Aufbauteams noch viele Mitarbeiter. Seine Arbeit beginnt bei der Künstlerfindung; im Idealfall endet sie mit dem Verkauf an Sammler oder Museen. Ein Galerist, der alles selbst macht. Schon beim gemeinsamen Aufbau der Ausstellungen, will er die Gedanken und Vorstellungen der Künstler erfahren. Die wählt er instinktiv aus, „so, wie ich es mir bei Sammlern wünsche. Ich entscheide aus dem Bauch heraus.“ Er sucht eine emotionale Bindung zum Werk, auch wenn die Preisentwicklung nicht wie erwartet ausfällt.

Sammler ist Jo van de Loo, aber nur „ein kleiner“, wie er selbst sagt. Dennoch sieht er Überschneidungen in den beiden Funktionen. „Wer früh jemanden Guten entdeckt, der wird erfolgreich“, meint er schmunzelnd. Je nach finanzieller Lage und Laune kauft er Arbeiten von Künstlern, die er selbst ausstellt. „Es ist schön, Werke von meinen Künstlern zu haben. Sowohl für mich, als auch zur Präsentation für Freunde und Bekannte zu Hause. Auch

Videoarbeiten eignen sich gut.“ Gerade zeigt Jo van de Loo die Videoinstallation „The Sculptor“ der Münchner Künstlerin Susanne Wagner. Drei Monitore. Dreimal das gleiche Video, im Kanon versetzt: Ein Mann, der mit farbigen Holzstäben in einem schwarzen Raumeck verschiedene Formen baut. Die Monitore sind zur Fensterscheibe gerichtet, damit die Arbeiten auch nach Feierabend zu sehen sind.

Van de Loo legt großen Wert auf seinen Kontakt zu jungen Sammlern und Käufern. „In Berlin gibt es kaum lokale Sammler. Wenn, dann sind sie jung. In München sind viele traditionelle, ältere Sammler, aber auch neue Junge.“ Er hofft, dass Museumskuratoren auf seine Künstler aufmerksam werden. Besonders möchte er junge Menschen ansprechen. „Dann muss ich halt bei der Preisgestaltung nachsichtiger sein“, sagt er mit leichtem Hamburger Dialekt. Wichtig ist ihm aber eigentlich nur eines: Die Kunst muss gezeigt werden und die Künstler sollen problemlos weiter arbeiten können. Selbstverständlich sollen er und seine Protegés auch nicht verhungern.

Nach zwei Jahren hat sich die Galerie ein Profil geschaffen, das nicht mit seinem Großvater oder seiner Tante Marie-José van de Loo, ebenfalls Galeristin, in Verbindung gebracht wird. Jo van de Loo hat keine Strategie, wie ein Künstler in den Markt passen könnte. Für ihn steht nicht der Kunsthandel im Vordergrund, ihm kommt es darauf an, seinen Künstlern eine Plattform für Kuratoren und Sammlern zu geben. Er reist viel, sieht sich nach neuen

Künstlern um. In Hamburg, Köln, Paris und München. Auf Messen geht er noch nicht, dafür ist seine Galerie zu jung. Es gibt ohnehin genug Arbeit. Recherche, Ausstellungsplanung, Kontakte pflegen. Wenn einer seiner Künstler Probleme im Atelier hat, unterstützt van de Loo ihn bei Logistik und Organisatorischem. Oder man trifft sich zum Philosophieren. Auch das gehört zum Arbeitsfeld der Kunstschaffenden.

www.galerie-jovandeloo.com

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