Film, Ost*Berlin
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Klappe, die dritte!

Die Grafik hat Heike Fischer erstellt, www.jungundschön.com .
Grafik: Heike Fischer, www.jungundschön.com

Ostberlin hat schon immer einen wunderbaren Drehort abgegeben – zu DDR-Zeiten sowie nach der Wende. Wir haben 13 wichtige Filmbeispiele zusammengetragen und sie auf Handlung, Hintergrund und Stadtbezug geprüft. Auch vor einem persönlichen Fazit scheuen wir uns nicht. Diesmal: Blicke zurück.

Sonnenallee
Good Bye, Lenin!
Das Leben der Anderen
Weissensee

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Sonnenallee
1999, 92 Minuten

 als DVD erschienen bei Universum Film

DVD von Universum Film

Worum geht’s? Wie rebelliert man als Jugendlicher, wenn die Volkspolizei jeden deiner Schritte überwacht? Micha (Alexander Scheer) und seine Freunde wachsen Mitte der 1970er-Jahre in Ostberlin in der Sonnenallee direkt an der Grenze zu Westberlin auf.

Was steckt dahinter? Der erste Kinofilm von Theaterregisseur Leander Haußmann aus dem Jahr 1999 gewann zwei Deutsche Filmpreise und lockte mehr als 2,6 Millionen Besucher*-innen in die Kinos. Alexander Scheer wurde mit der Rolle berühmt, Detlev Buck spielte einen Volkspolizisten.

Wie viel Ostberlin ist drin? Die Sonnenallee war eine der Straßen, die durch die Mauer geteilt waren. Das kürzere Ende der Straße lag in Ostberlin. Der in der berühmten „Berliner Straße“ auf dem Filmstudiogelände in Babelsberg gedrehte Film zeigt die Grenzbewachung, die Sozialisation in der Schule und die Sehnsucht vieler Ostberliner, selbst mal zu sehen, was Westberlin ausmacht.

Was bleibt? „Sonnenallee“ wird nie richtig systemkritisch, sondern erzählt locker satirisch eine Ost-Komödie, die keine Klischees auslässt. Ein Jugendfilm, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Er taugt sicher nicht für eine tiefere Auseinandersetzung mit der Geschichte der
DDR, wohl aber für einen lustigen Fernsehabend. (Linda Gerner)

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Good Bye, Lenin!
2003, 121 Minuten

als DVD erschienen bei Warner Home Video

DVD von Warner Home Video

Worum geht’s? Wie lässt man die DDR für die sozialistische Mutter weiterleben, nachdem die Mauer gefallen ist und die Westeinflüsse Ostberlin umkrempeln? Um seine herzkranke Mutter (Katrin Sass) vor Aufregung zu schützen, hält Alexander (Daniel Brühl) an einem Staat fest, den er selbst bekämpfte.

Was steckt dahinter? Mit „Good Bye, Lenin!“ wurde Daniel Brühl international bekannt. Der Film wurde bei der Berlinale 2003 uraufgeführt und gewann neun Deutschen Filmpreise. 2004 wurde er als bester europäischer Film mit dem französischen Filmpreis César ausgezeichnet.

Wie viel Ostberlin ist drin? Ende der 1970er-Jahre macht sich Alexanders Mutter in Berlin für ihr Land stark und singt mit den Pionieren sozialistische Lieder. Nach dem Mauerfall gibt’s wertlos gewordenes Ostgeld, das auf den Alexanderplatz runterregnet, das per Kran über der Stadt schwebende Lenin-Denkmal und die Jagd nach Spreewaldgurken.

Was bleibt? Macht der Westen alles schlechter? Die Ostberliner werden konfrontiert mit kapitalistischer Werbung, Billigmöbeln, einem grässlichen Job bei Burger King. „Good
Bye, Lenin!“ überzeugt mit Humor und zeigt, teilweise mächtig ostalgisch, dass auch das Loslassen einer sozialistischen Diktatur schwerfällt, wenn es die eigene Heimat betrifft. (Linda Gerner)

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Das Leben der Anderen
2006, Spielfilm, 137 Minuten

als DVD erschienen bei Buena Vista Home Entertainment

DVD von Buena Vista Home Entertainment

Worum geht’s? Ein Stasi-Offizier (Ulrich Mühe) hört ein Künstlerpaar ab. Er entwickelt ungeahnte Sympathien für die beiden und beginnt, belastendes Material in seinen Berichten zurückzuhalten.

Was steckt dahinter? Florian Henckel von Donnersmarck landete mit seinem Langfilm-Debüt einen Riesenhit. Das Publikum strömte in Scharen ins Kino, sieben Deutsche Filmpreise und ein Oscar als bester fremdsprachiger Film folgten.

Wieviel Ostberlin ist drin? Der Film zeichnet ein tristes Bild der Stadt in der Mitte der 1980er-Jahre, nur die Wohnung der Abgehörten strahlt Behaglichkeit aus. Als Drehorte dienten unter anderem die Wedekindstraße und die Karl-Marx-Allee in Friedrichshain sowie die Stasi-Zentrale in Lichtenberg.

Was bleibt? „Das Leben der Anderen“ will einen Thriller in DDR-Dekor er-
zählen. Doch so authentisch die Ausstattung daherkommt, so behauptet fühlen sich Figuren und Geschichte an. Da ist es kein Wunder, dass sich an dem Film eine extrem kontroverse Diskussion entzündet hat. Ich finde ihn einfach nur ärgerlich. (Simon Rayß)

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Weissensee
2015, 4 Staffeln mit 6 Episoden

als DVD erschienen bei EuroVideo Medien

DVD von EuroVideo Medien

Worum geht‘s? In vier Staffeln wird das Leben zweier gegensätzlicher DDR-Familien von den 1980er-Jahren bis in die Nachwendezeit erzählt: Die Kupfers sind ein wichtiges Rad im Stasi-Getriebe, die Hausmanns gehören zum staatskritischen Künstlertum. Als sich der jüngste Sohn der einen (Florian Lukas) in die Tochter der anderen (Hannah Herzsprung) verliebt, geraten ihre Fundamente ins Wanken.

Was steckt dahinter? Idee und Drehbuch stammen von Annette Hess, die dafür 2011 den Preis der Autoren bekam. Regie führte Friedemann Fromm. Die Serie will Freiheit, Sorglosigkeit und Kontrolle in Ostberlin verbinden und einen Teil deutscher Geschichte erlebbar machen.

Wie viel Ostberlin ist drin?„Weissensee“ spielt im titelgebenden Bezirk, doch getrickst wurde auch: Die Villa von Familie Kupfer steht eigentlich in Potsdam. Die Swinemünder Brücke
dient als Grenzübergang der Bornholmer Straße. Außerdem sind Polizeiwache und Stasi-Zentrale in Lichtenberg zu sehen.

Was bleibt? Das Gefühl, im deutschen Fernsehen endlich eine zeithistorische Serie zu sehen, die großartige Schauspielerei mit einer spannenden Dramaturgie verbindet. Man fiebert mit jeder Figur mit und vergisst, dass sie fiktiv ist. Ob ein realitätsgetreues DDR-Bild vermittelt wird, ist nebensächlich. (Claudia Auerbach)

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Kategorie: Film, Ost*Berlin

Claudia Auerbach

Claudia Auerbach hat in Hannover Journalistik studiert und als selbstgewählten Schwerpunkt das Fernsehen auserkoren. Wohl, um dem eingestaubten Medium einen neuen Look zu verleihen, denn sie liebt bildgewaltige und opulente Filme sowie intime Porträts inspirierender Menschen. Der perfekte Tag steht ganz im Zeichen des Genießens, beginnt mit einem ausgedehnten Frühstück, einer kulinarischen Reise kiezfeldein durch die Berliner Lokale und endet mit einem spritzigen Drink auf der Tanzfläche. Die Leidenschaft für Mode hat sie sich als kleines Mädchen mit tellergroßen Augen bei ihrer Mutter abgeguckt.

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