Gesellschaft
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“Drogen wirken mechanisch im Gehirn”

Foto: Peter Ochsenkühn / flickr

Fünf Fragen zum Rausch an Prof. Dr. Andreas Heinz, Direktor der Psychiatrie an der Charité Berlin:

Was ist der Unterschied zwischen Rausch und Sucht?

Bei der Sucht hat sich das Gehirn an eine Droge gewöhnt, zum Beispiel bei jemandem, der eineinhalb Flaschen Wodka am Tag trinken kann. Wenn Sie die Droge weglassen, gibt es eine Entzugssymptomatik. Rausch ist die aktuelle Wirkung von Substanzen auf das Gehirn.

Welche Substanzen sind das und wie wirken sie?

Dopamin, Serotonin und Adrenalin wirken im Gehirn auf Botenstoffe, Drogen setzen sie in besonderer Weise frei. Dopamin etwa steigert Vorfreude oder Neugier. Wenn soziale Interaktion Dopamin um 50 Prozent steigert, dann tut das Kokain um 600 Prozent. Darin liegt auch das Suchtpotential.

Lässt sich ein Rausch auch erzeugen, ohne dass man eine Substanz einnimmt?

Es gibt kulturelle Techniken, um Rausch- und Trancezustände hervorzurufen. Bei manchen Buschvölkern gilt man sogar als beeinträchtigt, wenn man nicht in Trance geraten kann. Wo aber die Unterschiede zum Drogenrausch liegen, ist biologisch kaum erforscht.

Solche Rituale sind in vielen Kulturen überliefert. Gehört der Rausch zum Menschen?

Jede Gesellschaft hat ihre legalen Drogen, Alkohol und Nikotin zum Beispiel. Welche Betriebsfeier kommt schon ohne Alkohol aus? Im Rausch spielen Ekstase und Angst eine Rolle, die Gefühle sind stark beteiligt, die kognitive Kontrolle ist herabgesetzt. Im Rausch tut man oft Dinge, von denen man später sagt, sie waren ganz anders.

Was passiert bei natürlichen Glücksgefühlen etwa durch Sex oder Sport?

Ein körpereigener Rausch hat noch nichts mit einer Droge zu tun. Es gibt eine Gewöhnung: Wenn Sie Ihr Lieblingslied 50 mal gehört haben, ist die Wirkung viel schwächer als beim ersten Mal. Drogen dagegen wirken mechanisch im Gehirn. Das ist, als würde man einen Nagel statt mit einem normalen Hammer mit einem Vorschlaghammer einschlagen.

Symbolbild: Peter Ochsenkühn / flickr

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Kategorie: Gesellschaft

Im Bachelor studierte Franz Philosophie und Linguistik, seit 2012 Kulturjournalismus im Master. Zu seinen Lieblingsthemen gehört die Sprache - in der Literatur, im Leben, in verschiedenen Kulturen.

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