Gesellschaft
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“Manche bedanken sich noch”

Foto: Peter Ochsenkühn / flickr

Fünf Fragen zum Rausch an Dr. Marko Böhm (44), leitender Oberarzt der Rettungsstelle am Charité Campus Mitte:

Wie viele Patienten in Rauschzuständen werden pro Tag eingeliefert?

Von Donnerstag bis Samstag betreuen wir meist fünf bis sechs Patienten. Unter der Woche schwankt es, mal haben wir einen, mal schaffen wir es auch, gar keinen zu haben.

Was sind das für Menschen?

Es gibt die Gruppe der Alkoholiker, die mittelalten verwahrlosten Leute, die regelmäßig zu uns kommen. Manchmal an drei aufeinander folgenden Tagen. Die gehen bei uns raus, gehen wieder zum Hauptbahnhof und kaufen sich den nächsten Alkohol, trinken den und liegen dann wieder besinnungslos in der Ecke. Dann gibt es noch die Touristen und Menschen aus Berlin, die von einer Party kommen. Die werden volltrunken aufgefunden und zu uns gebracht.

Was geschieht mit den Patienten in der Rettungsstelle?

Zunächst werden sie untersucht. Wenn die Patienten eine Alkohol-Intoxikation haben, müssen sie ausschlafen, da gibt es keine Gegenmittel. Genauso bei GHB, also Liquid Ecstasy, und Cannabinoiden. Da können sie höchstens noch ein wenig beruhigt werden, wenn sie Halluzinationen haben.

Was passiert mit dem Körper im Rauschzustand?

Patienten, die zu uns kommen, sind meist tief bewusstlos, manchmal muss man sogar die Atmung unterstützen. Die haben ihre Wachheit völlig verloren, sind wie im Koma. Teilweise verlieren sie auch ihre essentiellen Körperfunktionen, sie erbrechen, manche lassen Wasser oder Stuhlgang unter sich und sind vom Kreislauf her häufig deutlich eingeschränkt.

Kommt es nach dem Erwachen zu Aggression Ihnen gegenüber?

Die meisten sind konsterniert, können sich nicht mehr an viel erinnern und verlassen dann häufig stillschweigend unsere Rettungsstelle. Manche bedanken sich noch. Die wenigsten werden aggressiv. Das sind eher die Patienten, die Drogen genommen haben, Misch-Intoxikationen haben und verwirrt aufgegriffen werden, die sind teilweise hoch aggressiv.

Symbolbild: Peter Ochsenkühn / flickr

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