Bühne
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Zwei Männer am Klavier

Pianist Frank Gutschmidt am Flügel cc flickr von MITOSettembreMusica

Beim vierten Kammerkonzert teilten sich Beethoven und Stockhausen ein Abendprogramm

Eine wohl eher seltene Kombination, die den beteiligten Musikern Adrian Heger, Frank Gutschmidt und Dominic Oelze alles abverlangte.

Ein schwarzer Steinway-Flügel steht im Scheinwerferlicht – der Traum eines jeden Klavierspielers. Zwei Pianisten treten in die Werkstatt und setzen sich mit zwei Klavierhockern an den Flügel. Beethovens »Große Fuge« zu vier Händen erklingt. Schon bei den ersten laut tönenden Takten fallen mir die Zeilen von Heinz Erhardts Gedicht »Der Tastenhengst« ein:

»O eminenter Tastenhengst,
der du der Töne Schlachten lenkst…«

Frank Gutschmidts und Adrian Hegers Hände fegen virtuos über die Tastatur. Sie arbeiten sich im perfekten Gleichklang an Beethovens Fuge ab. Nach einem stürmischen Anfang, gleitet das Stück in träumerisch-tänzerische Klänge. Zum Schluss springen ihre Hände wieder flotter über die Tasten, kreuzen sich geschickt und enden in kraftvollen Akkorden.

Wo eben noch Beethovens melodiöse Fugenpartitur stand, breitete Adrian Heger nun die Noten zu Karlheinz Stockhausens KLAVIERSTÜCKEN V und IX auf dem Pult aus. Eine Melodie kann man bei Stockhausen nicht finden. Der Zuhörer schwebt zwischen den Tönen ohne zu wissen, was als Nächstes kommt. Auch beim sphärisch klingenden REFRAIN, einem Stück für Klavier, Celesta und Schlagzeug, überrascht jeder Klangfetzen zwischen den vielen Pausenzeichen. Dominic Oelze hantierte wie ein Artist mit je zwei Schlägeln in einer Hand am Vibraphon. Adrian Heger am Celesta und Frank Gutschmidt am Klavier bekamen je ein Schlagwerk an ihren Instrumenten beigestellt, die sie gleichzeitig bedienten. Über den Klangteppich ertönten dann sogar noch Wortfetzen und Schnalzgeräusche der Musiker. Stockhausen  fordert höchste Konzentration und alle Sinne. Umso erstaunlicher, dass Frank Gutschmidt das letzte Stück NATÜRLICHE DAUERN 24 aus dem Jahr 2006 auswendig spielte. Zwischen den beiden Spätwerken von Beethoven und Stockhausen liegen 180 Jahre, aber gerade dieser Kontrast der anspruchsvollen Stücke unterstrich die hervorragende Leistung der Pianisten, die mit Bravo-Rufen und Applaus belohnt wurden.

»O eminenter Tastenhengst,
der du der Töne Schlachten lenkst
und sie mit jeder Hand für sich
zum Siege führst, dich preise ich!«

Foto: cc flickr von MITO SettembreMusica

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