Bühne

Der berühmteste Clown geht auf Tournee

Eine Ratte, die mit Hilfe eines Fallschirms durch die Lüfte schwebt. Fünf Motorradfahrer, die in einer engen Eisenkugel ihre Runden drehen. Ein Clown, der zwar in die Jahre gekommen ist, aber seinen Job trotzdem noch mehr als gekonnt ausübt. All das bietet der Russische Staatszirkus in seinem derzeitigen Programm.

Gewidmet ist die aktuelle Tour einem der berühmtesten Clowns, Oleg-Popov. Anlässlich seines 80. Geburtstags hat er so viele Auftritte innerhalb einer Vorstellung, wie kein anderer Clown. Seit seinem 20. Lebensjahr steht Oleg auf der Bühne des Russischen Staatszirkus. Schon in jungen Jahren wusste er, dass er als Clown sein Geld verdienen will und besuchte schon früh die Zirkusschule. Seither ist er dem Russischen Staatszirkus treu geblieben und zaubert Kindern wie Erwachsenen mit seinen lustigen Nummern ein Lächeln aufs Gesicht.

Neben viel Humor kommen die für Russland typischen Akrobatiknummern nicht zu kurz. Elegant schwebt das Paar Rodion und Juliette Girgenov durch das Zirkuszelt. Nur mit Hilfe eines dünnen Seils fliegen sie durch die Lüfte und verrenken sich dabei auf eindrucksvolle Arte und Weise. Aber auch am Boden machen die beiden eine gute Figur. So führen sie mehrere Zaubertricks à la David Copperfield vor und verbiegen sich dermaßen, dass sie in eine winzige Box passen.

Aber auch Tiernummern hat der Russische Staatszirkus zu bieten. So wird der Auftakt der Show von vielen, kleinen, frechen Pudeln übernommen. Einige erweisen sich als perfekte Fahrradfahrer, andere als Sprungkünstler, indem sie wie ein Floh über die Rücken ihrer Artgenossen hüpfen. Weiteres Highlight ist Yuri Volodchenkov, ein junger Gipsy-Reiter. Mit seinem braunen Pferd bringt er Temperament und Grazie in die Manege.

Höhepunkt der Show ist jedoch ganz klar der Splitting Globe of Death. In einer eisernen Kugel fahren fünf Stuntfahrer aus Brasilien auf ihren Motorrädern und vereinen Mut und Todesverachtung mit Fahrkunst in höchster Präzision. Geometrisch genau berechnete Bahnen und präzise Einhaltung der Geschwindigkeit sind unabdingbar – nur wenige Zentimeter Abweichung, ausgelaufenes Öl oder ein falscher Zug am Gashebel können schwere Crashs zur Folge haben. Da blieb den Zuschauern aus Angst und Respekt schon mal in vielen Situationen der Atem stehen.

Man merkte dem Zirkus an, dass er – genau wie seine Hauptattraktion, der 80 Jährige Clown Oleg – etwas in die Jahre gekommen ist. Der sonst so leuchtende Schriftzug flimmerte an manchen Stellen, einige Glühbirnen funktionierten gar nicht mehr. Auch die Kostüme der Künstler strahlten nicht in ihrem eigentlichen Glanz. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist der Russische Staatszirkus jedoch einer der sympathischsten. Ohne viele Tiere, dafür mit vielen akrobatischen Tricks und lustigen Nummern hat sich der Russische Staatszirkus in die Herzen der sonst eher humorlosen Berliner gespielt.

Wer die Oleg-Popov-Jubiläumstour 2011 auch einmal live erleben will, hat dafür noch bis zum 13. Juni Zeit. So lange gastiert der Russische Staatszirkus noch in Berlin, auf dem Parkplatz der O2-World am Ostbahnhof.

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Kategorie: Bühne

Rebecca Schindler wurde am 4. November 1985 in Hannover geboren. Nach mehreren Umzügen landete sie 2001 schließlich im schönen Berlin. Nach der Orientierungsphase (drei Semester) Betriebswirtschaftslehre begann sie das Studium der Kulturwissenschaften an der Europa-Universität-Viadrina in Frankfurt/Oder. Ihre Schwerpunkte lagen hier bei Linguistik und Kulturgeschichte. Aufgewachsen in der „Generation Praktikum“ absolvierte sie unter anderem Praktika bei der B.Z. – Berlins größte Tageszeitung, 104.6 RTL – Berlins Hitradio, Akte 20.10, dem Berliner Tagesspiegel und arte. Dabei stellte sich schnell heraus, dass ihre große Leidenschaft die Boulevard-Geschichten sind. Seitdem schreibt Rebecca Schindler immer wieder Rezensionen, Porträts und Meldungen über aktuelle Pop-Konzerte, die neusten Musicals und Tanzveranstaltungen. Nach Abschluss des Masterstudiengangs Kulturjournalismus an der Universität der Künste plant Rebecca Schindler ein Volontariat in einer Print- oder Onlineredaktion.