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Kurzschluss mit fatalen Folgen

Stromausfall im Theater am Kurfürstendamm! Auf der Bühne nichts zu sehen. In der „Komödie im Dunkeln“ von Peter Shaffer ist die Bühne in Licht getaucht, wenn sie für die Schauspieler im Dunkeln liegt, und dunkel, sobald das Licht angeht.

Knappe zehn Minuten starrt das Publikum in der Finsternis in Richtung Bühne. Nur die Stimmen der Darsteller und Nebengeräusche werden wahrgenommen.Der junge, erfolglose Künstler Brindsley Miller erwartet gemeinsam mit seiner Verlobten Carol hohen Besuch: George Godunow, ein wohlhabender russischer Kunstmäzen hat sich zusätzlich zu Carol´s griesgrämigem Vater für den Abend angekündigt.

Um den beiden zu imponieren hat Brindsley seine schäbigen Möbel zuvor heimlich gegen die wertvollen Antiquitäten seines vorübergehend verreisten, pingeligen Nachbarn Harold ausgetauscht. Einem gelungenen Abend, der den jungen Künstler zu privatem und beruflichem Erfolg verhelfen soll, steht eigentlich nichts mehr im Weg. Doch dann lässt ein Kurzschluss plötzlich die Sicherung durchbrennen und die Bühne erstrahlt in hellem Licht. Brindsley und Carol tappen ab jetzt im Dunkeln und immer mehr unerwünschte Gäste gesellen sich dazu.

Das Chaos ist vorprogrammiert

Eine ältere Dame von nebenan, überzeugend gespielt von Marie Gruber, tastet sich zunächst noch schüchtern und durch die Dunkelheit verängstigt in Brendsleys Wohnzimmer. Unerwartet taucht auch Nachbar Harold auf, der frühzeitig von seiner Reise zurückgekehrt ist und auch Carol´s mürrischer Vater und ehemaliger Colonel lässt nicht lange auf sich warten. Als dann auch noch Clea, die eifersüchtige Ex-Freundin und immer noch Geliebte von Brendsley dazukommt scheint das Chaos perfekt. Doch es kommt noch schlimmer, als der Elektriker eintrifft und alle Anwesenden ihn für den millionenschweren Kunstmäzen halten.

Mit seiner „Black Comedy“ wurde der britische Dramatiker Peter Shaffer erstmals in Deutschland bekannt. Am Kurfürstendamm feierte sein Stück bereits vor 40 Jahren deutsche Premiere. Die geniale Idee des Autors, Hell und Dunkel zu vertauschen, machte die Komödie zum Welterfolg. Die Darsteller tasten sich unbeholfen und dabei lächerlich aussehend durch die für sie stockdunkle Wohnung, die jedoch für das Publikum in hellem Licht erstrahlt. So wird zur Freude der Zuschauer jedes Malheur sichtbar.

Im Schaukelstuhl über die Bühne

Es macht besonders viel Spaß den Darstellern dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig anrempeln, sich versehentlich betatschen und über die kostbaren Antiquitäten des Nachbars stolpern. Markus Majowski, bekannt aus Film und Fernsehen, zeigt enthusiastisch und dabei sehr amüsant, wie schnell seine Freundschaft vorbei sein kann, wenn man ihm seine kostbaren Einrichtungsgegenstände wegnimmt. Dabei hatte Brindsley (Robert Glatzeder) sich größte Mühe gegeben, die Möbel rechtzeitig wieder nach nebenan zu schaffen, bevor der Kurzschluss behoben wäre und alles auffliegen würde.

Die Zuschauer konnten sich kaum mehr im Zaum halten, bei diesem Anblick. Lautstarkes Gelächter brach aus, als der Colonel (Jürgen Mai) sich mit Schwung auf einen alten Schaukelstuhl fallen ließ, nach hinten kippte und mit einem Salto zu Boden fiel. Schließlich konnte er nicht ahnen, dass sein Schwiegersohn in Spe inzwischen Harolds bequemen antiken Sessel in der Dunkelheit erfolgreich gegen den Schaukelstuhl eingetauscht hatte. Dem immer skeptischer werdenden alten Mann bleibt auch weiterhin nichts erspart. Brindsley verheddert ihn auch noch in das Elektrokabel einer wertvollen Lampe aus Harolds Sammlung und zerrt ihn auf erheiternde Weise mitsamt dem Schaukelstuhl über die Bühne.

Kleine Schönheitsfehler

Der britische Regisseur und ehemalige Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg Michale Bogdanov hat das Stück zwar sehr amüsant und locker aufgebaut,insgesamt hätte der Inszenierung jedoch noch etwas mehr Feingefühl und Präzision nicht geschadet. Vor allem die Bewegungen der Darsteller in der Dunkelheit hätten ein bisschen mehr Witz und Originalität vertragen. Im zweiten Akt ließen dann auch die Dialoge teilweise zu wünschen übrig. Mit flachen Sprüchen wurde versucht, das Publikum weiterhin zum Lachen zu animieren, was jedoch nicht wirklich funktionierte.

Trotzdem konnten diese kleinen Schönheitsfehler dem Stück nichts anhaben, da es einfach zu viel Spaß machte, dem „dunklen“ Treiben auf der Bühne zuzusehen. Zudem beeindruckte Sean Crowley mit der Ausstattung des aufwendig gestalteten Bühnenbilds die Gäste. Vom Bücherregal über die Zimmerpflanzen bis hin zu den Kunstwerken an den Wänden war hier jedes kleine Detail bedacht worden. Die Komödie im Dunkeln ist also – sofern das Licht denn an ist- in vielerlei Hinsicht ein Augenschmaus.

Die „Komödie im Dunkeln“ von Peter Shaffer läuft noch bis Mitte Februar am Theater am Kurfürstendamm

www.komoedie-berlin.de

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