Kollisionen
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Tatort: Panke

Und immer weiter die Panke entlang, lassen sich die skurilsten Funde machen. Eine verrostete Waffe, ein paar tierische Knochen, drei oder vier iPhones. Die Panke versteckt viele Geheimnisse. Ein Pankemuseum an der Panke von Dennis, Michalina und Katharina

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des ‘Panke-Projekts‘ während der Udk-Kollisionen 2017, der interdisziplinären Projektwoche der Universität der Künste

Wer…? Wen…? Warum…?

Könnten die mögliche Missetaten des Berliner Weddings gelöst werden…?

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Mit Worten im Wedding fotografiert:

Die Walnuss, die vom Baum fällt und kurz darauf von einem Raben aufgelesen wird. (Dennis)

Der Hund, der sich selbst in einem Rollwagen zieht, weil seine Hinterläufe lädiert sind. (Dennis)

Das kleine, quietschbunte Spielhaus aus Plastik, das sich in die Ansammlung von Lauben einreiht. (Dennis)

Der grimmig umherschauende Mittvierziger mit tätowiertem Gesicht, der seinen struppigen Dackel an der Leine hinter sich herzieht. (Katharina B.)

Die vor sich hinträumende Frau mit blondgefärbten Haaren, die trotz der feuchten Kälte auf einem Steg neben der Brücke sitzt, die in Stiefel eingepackten Füße gerade einen Zentimeter über dem Wasser schwebend. (Katharina B.)

Der türkische Spätibesitzer, der mir, als ich für 20€ bei ihm einkaufe, einen Vortrag darüber hält, dass die südländischen Touristen mit ihren Centbeträgen das Geschäft kaputtmachen und er lieber mehr Skandinavier im Kiez hätte. (Katharina B.)

Das blecherne Schaben der Schaufel, die vom orangegrell gekleideten Müllmann über die Straße gezogen wird. (Stella)

Der gelbe Luftballon, der gegen die Fließrichtung auf den Wellen tanzt. (Annett)

Diese vielköpfige Entengroßfamilie, die in frühlingshafter Manier vergnügt im Eiswasser der Panke plantscht. (Lili)

Der von Papierschnipsel bunt gesprenkelte Asphalt, über den zehn Kinderfüße laufen. (Stella)

Die junge Frau, die im Foyer der Bibliothek des Luisenbades ihre nasse Mütze abnimmt und dezent die Tropfen abschüttelt. (Annett)

Die Gülle, die aus einem Abflussrohr in die Panke fließt und sie mit Dunkle-Soße-Schlieren verunreinigt. (Annett)

Der Asphalt, der in die Schienen gegossen wurde, damit Fahrradfahrende nicht durch Nutzlosigkeit stürzen. (Annett)

Der Mann, der eine Haushaltspackung Jodsalz auf die Stufe zum Eingang seines Juweliergeschäftes kippt, während ein Mann mit einer Tasse heißem Tee ihm dabei zuschaut und etwas auf Türkisch sagt, das den Mann mit dem Salz verärgert. (Annett)

Dieses ungewöhnlich warme Winterlicht im Januar, das den weißbestäubten Wedding mit seinen Köfteläden, Handyshops und Sonnenstudios geradezu anmutig aussehen lässt. (Lili)

Der hünenhafte Stammgast im Kebapladen, dessen träges Kopfnicken genügt, um den fünften Cay an den Tisch geliefert zu bekommen, den er in zurückhaltend kleinen Schlückchen aus einem Teeglas trinkt, das in seinen Pranken beinahe verschwindet. (Lili)

Dieses verfaulende Blatt, das runtergefallen ist, bevor sicher war, welche Farbe es werden wollte. (Michalina)

Dieses vernagelte Gebäude, das einst ein Haus für die ohne Zuhause war. (Michalina)

…noch mehr Snapshots.

Snapshots sind eine Methode, die 1968 von dem Schweizer Schriftsteller Peter Wehrli erfunden wurde. Jedes einzelne Bild sollte auf ein bestimmtes Detail fokussieren, das ins Auge fällt. Wichtig ist, dass die sprachlichen Bilder von knapper, fast lapidarer Skizzenhaftigkeit sind und jeweils für sich einen einzelnen kleinen Moment während des Unterwegsseins fixieren.

Beitragsfoto: Anne-Sophie Plèche
Projekt Pankemuseum: Dennis Fuchs
Projekt Tatort: Panke: Katharina Bauch, Dennis Fuchs, Michalina Kowol
Fotos: Michalina Kowol

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