Medien, Stimmen zum digitalen Wandel
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„Ich versuche da Blockaden reinzubringen“

Theresa Reimann-Dubbers studiert Kunst und Medien an der UdK und besucht die New Media Class von Joachim Sauter. Hier setzt sich die 24-Jährige mit neuen Medien im Kontext von Kunst und Forschung auseinander.

Kulturschwarm: Wie oft schaust du täglich auf dein Smartphone?
Ziemlich häufig. Also intensiv bin ich eigentlich nie lang drauf. Ich checke meine Social Media Plattformen, meine E-Mails und sowas. Dieses Durchscrollen mag ich überhaupt nicht gern.    Ich habe mein Handy auch auf schwarz-weiß gestellt, damit es nicht so immersiv ist und mich nicht so ablenkt oder wenn ich müde bin, ich nicht doch plötzlich hängen bleibe an diesem farblichen Ding.

Was zeigt die Startseite deines Smartphones?
Da steht CO2 und das war für ein Projekt, dass ich gemacht habe. Da wollte ich Mikroalgen mit Licht ansteuern. Ich habe versucht ein biological Display zu machen, auf den die Algen hätten sich setzen sollen. Im Endeffekt hat es mit dem Smartphone leider nicht funktioniert, weil die Lichtintensität nicht hoch genug war.

Wohin führt uns das Digitale – in die absolute Freiheit oder in die absolute Abhängigkeit?
Wenn man so weitermacht, wie es momentan ist – dann würde ich sagen in die absolute Abhängigkeit. Aber ich sehe das nicht als determinierten Weg. Das ist er nur, wenn wir nichts hinterfragen und die Strukturen, die bereits da sind, nicht wahrnehmen. Wer bestimmt, wie wir mit dem Objekt interagieren? Warum sehen Benutzeroberflächen so aus und was wollen diejenigen, die sie entwickeln, von uns? Also dass wir immer mehr darauf schauen, immer mehr konsumieren. Ich finde es wichtig, das nicht als festgesetzte Situation zu sehen, sondern nur als eine Option, die sich ein Konzern zu seinem Zweck ausgedacht hat. Ich muss dem ja nicht folgen, nur weil es am leichtesten ist. Ich versuche da Blockaden reinzubringen. Deswegen habe ich auch mein Handy auf schwarz-weiß gestellt.

Wie hat die Digitalisierung deine Arbeit geprägt?
Mich hat das Digitale eigentlich nie so explizit interessiert. Ich habe mir die Digitale Klasse ausgesucht weil ich da das das kritische Hinterfragen von allem, was man als Vorgegeben annimmt am interessantesten fand. Dieses große ungreifbare Digitale herunterzubrechen auf die Objekte und die Menschen dahinter – die Entmystifizierung. Das bestimmt jetzt komplett meine Arbeit.

Welche Fragen beschäftigen dich in deiner künstlerischen Arbeit momentan?
Allgemein die Grenzen zwischen Digital und Nichtdigital. Was ist der Mensch und das Biologische im Digitalen oder was ist vielleicht das Menschliche am Digitalen?
Aktuell in meiner Bachelorarbeit geht es darum, welche Rolle Bildschirme, in die wir jeden Tag hineinblicken, bei der Konstruktion von Realität spielen. Die Bewegung des Scrollens und Wischens – für uns ist das jetzt intuitiv. Aber das sind ja komplett von der Software entschiedene Sachen, die wir übernommen haben, weil wir so oft mit diesen Oberflächen interagieren. Was bin ich und was ist das Gerät?

Warum faszinieren dich gerade Bildschirme so sehr?
Durch Bildschirme bekommen wir eine Abbildung von der Realität. Sie sind unsere Realität in der digitalen Welt, unser Kontaktpunkt. Durch die immer hochauflösenderen LCD Bildschrime wird das Digitale hyperreal, also realer als die physische Welt. Mich interessiert, inwiefern diese Realität anders sein kann, wenn man eine andere Technologie benutzt.

Foto und Screenshot: Theresa Reimann-Dubbers

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Kategorie: Medien, Stimmen zum digitalen Wandel

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