Musik
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Musik, grenzenlos

Es sind Lieder vom Krieg in der Heimat, von der Hartherzigkeit deutscher Behörden, vom beschwerlichen Weg in eine ungewisse Zukunft. Aber es sind auch Lieder, die erzählen von Stolz, von Solidarität, vom Traum eines besseren Lebens. Es sind die Lieder von Flüchtlingen.

An diesem Freitag stehen sie auf der Bühne, zusammengebracht hat sie der Liedermacher Heinz Ratz. Den Musikern ist Ratz auf einer Tour in über 80 Flüchtlingslager in Deutschland begegnet. Sie kommen vom Balkan, aus Afrika, aus dem Nahen Osten. Die meisten von ihnen wissen noch nicht, ob sie in Deutschland bleiben können. „Die Zahl der Polizeikontrollen übersteigt die Zahl unserer Konzerte“, sagt Ratz.

Die Musik ist die Botschaft

Die Buhrufe im angenehm gefüllten SO36 folgen prompt. Heimspiel. Aber Ratz will nicht lange reden und das ist gut so. Denn seine Band „Strom & Wasser feat. The Refugees“ spielt viel zu gut, als dass man noch viele Worte verlieren müsste. Eine ziemlich tanzbare Melange aus Hiphop, Reaggea und Dub begeistert ein ausgelassenes Publikum. Auch einige melancholische Nummern sind dabei. Wenn es so etwas wie eine afrikanische Seele gibt, dann ist sie hier zu hören. Ergriffenheit.

Politischen Liedermacher unterstellt man gern, die Botschaft sei wichtiger als die Musik, diese nur ein Beiwerk des Protests. Bei Heinz Ratz stimmt das nicht. Ob Conga-Trommler, Rapper oder E-Pianist – die Band ist beeindruckend gut aufeinander abgestimmt. Im SO36 war ein Kollektiv zu erleben, die Botschaft: Musik kennt keine Grenzen. Erst die zweite Zugabe klingt improvisiert.

Musiker von Abschiebung bedroht

Noch bis zum 20. Juli tourt Ratz mit seiner Combo durch Deutschland, „1000 Brücken“ heißt das Projekt. Ratz will die Öffentlichkeit auf die Situation der Flüchtlinge und politische Missstände aufmerksam machen. Dabei geht es um seine eigenen Musiker, die ständig die Abschiebung zu befürchten haben. Auf seiner Homepage kann man eine Petition für ihr Bleiberecht unterschreiben.

An diesem Freitag in Kreuzberg gehört die Bühne ihnen. Ratz tritt zurück und lässt geschehen, was er angezettelt hat – die Begegnung von Menschen in der Musik. Ganz egal, woher sie kommen.

(Foto: Franz Viohl)

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Kategorie: Musik

Im Bachelor studierte Franz Philosophie und Linguistik, seit 2012 Kulturjournalismus im Master. Zu seinen Lieblingsthemen gehört die Sprache - in der Literatur, im Leben, in verschiedenen Kulturen.

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