Die Lieder kennt jeder, nur die Versionen sind neu: langgezogener, mit rollendem “R” und irgendwie anmutiger. Aus Pop-Hits werden moderne Arien. Eingängige Beats verschmelzen mit klassischer Musik. Gestern gastierten Adoro in der Hamburger O2 World.
Eine Balletttänzerin dreht Pirouetten, streckt ihr Bein in die Höhe und bewegt ihre Arme engelsgleich zur Musik. Ihre Silhouetten sind nur als Schattenspiel auf einem von drei weißen, halbkreisförmigen Leinentüchern auf der Bühne zu sehen. Doch eigentlich ist das Augenmerk der Zuschauer nicht auf sie gerichtet, sondern vielmehr auf diejenigen, die diese sanfte, atemberaubende Musik von sich geben. Nico, Peter, Laszlo, Assaf und Jandy sind klassisch ausgebildete Sänger. Ihr ursprüngliches Metier ist die Oper. Doch seit einem Casting 2007 verbinden sie die zwei wohl unterschiedlichsten Genres Pop und Klassik zu einer neuen Musikgattung und haben damit unerwartet großen Erfolg. Die zwei Tenöre und drei Baritone covern bekannte deutsche Poplieder von Xavier Naidoo, Yvonne Catterfeld, Mia und Nena und geben ihnen eine eigene Note.
Auf Tuchfühlung mit dem Publikum
Prädestiniert für Hamburg und daher einer der Songs, der beim Publikum am besten angekommen ist, war der Song „Große Freiheit“ von Unheilig. Aber auch „Engel“, der eigens für Adoro komponierte und getextete Song, berührte das erstaunlich gemischte Publikum. So nahmen die Adoros bei der Ansage des Songs „Liebe ist alles“ von Rosenstolz auch kein Blatt vor den Mund und kündigten an, nun Liebe mit den Zuschauern zu machen – natürlich nur musikalisch. Und so gingen sie flirtend während des gesamten Stückes quer durch die ausverkaufte O2 World und stellten am Ende des Liedes bedauernd fest, dass es nur für einen Quickie gereicht hat.
Schwiegermamas Lieblinge
Unterstützt wurden die Jungs – die deutsche, israelische, österreichische und ungarische Wurzeln haben – von einer Band sowie einem Orchester, das unter der Leitung von Bernd Steixner spielte. Immer wieder ließ Adoro seinem Orchester Platz: so kam es gleich zu zwei Soli, wie dem der koreanischen Pianistin Ming sowie einem Klassikstück von J.S. Bach auf dem Cello von Sibella Ahrens. Nicht nur das die Musik des Orchesters und der Klang der Stimmen harmonisch aufeinander abgestimmt waren, auch die Outfits passten optisch sehr gut zusammen. Die Damen des Orchesters glänzten während der über zweistündigen Show mit einer schwarzen, langen Abendrobe, während die Adoros gleich drei Mal ihr Outfit wechselten: beginnend mit einem eleganten schwarzen Anzug und einer Fliege, über ein blaues Samtsakko bis hin zu einem strahlend weißen Anzug vertraten sie ihr Image als Schwiegermamas Liebling perfekt über den ganzen Abend verteilt.
Kombiniert mit ein paar lustigen Sprüchen, mehreren privaten Videoeinspielern von den Proben und Fotos der Band aus der Kindheit war die Show perfekt abgerundet. Kein Wunder also, dass die Band auch in diesem Jahr zum bereits vierten Mal in Folge für den Echo – den deutschen Musikpreis – nominiert sind. In der neuen Kategorie „Crossover national/international“ konkurrieren die fünf Adoros unter anderem mit Michael Bublé um den begehrten Preis.