Kunst
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Im unsichtbaren Zoo

Foto: Lisa Ducret

Hunde auf den Straßen, Katzen in den Wohnungen und Tauben auf den Dächern: Berlin ist voller Tiere. Nicht alle sind aus Fleisch und Blut. Auch ein goldener Hirsch, akrobatische Delfine und ein deformiertes Robo-Pferd bevölkern die Stadt. So viele Tierskulpturen stehen in Berlin, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Wir leben in einem unsichtbaren Zoo.

Warum aber umgeben wir uns mit all diesen in Stein gemeißelten oder aus Metall gegossenen Vierbeinern? Weil der Mensch das Tier braucht, um sich selbst zu verstehen. Auch wir sind schließlich Tiere, nur eben ganz besondere. Vernünftige Tiere seien wir, meinte Aristoteles. All die Bisons, Hirsche, Panther und Pinguine dagegen hätten kein geistiges, sondern bloß ein sinnliches Vermögen: Der Mensch ein Mathematiker, das Tier ein Künstler. Denn wo außerhalb des Schlafzimmers geht es schon so sinnlich und instinktiv, so animalisch zu wie in der Kunst? Im Atelier darf der Mensch unvernünftig sein, darf auch mal Tier sein.

Nur käme ja kein Wolf und auch kein Storch je auf die Idee, zu malen, zu zeichnen, zu musizieren oder zu tanzen. Kunst – auf so etwas Unvernünftiges kommt nur der Mensch. Vielleicht sind wir also doch keine so vernünftigen Tiere, sondern vielmehr künstlerische: Tiere, die schreiben, die fotografieren, die Skulpturen von sich und anderen Tieren schaffen. Das ist schon etwas ganz Besonderes.

Text: Lea Katharina Becker

Fotos: Lisa Ducret

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