Kunst
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“Ich konnte nicht anders”

Der Galerist Johann König hat die Kreuzberger St. Agnes Kirche umgebaut. Er will den brutalistischen Bau als Galerie nutzen. Ein Gespräch über Rauputz und absurde Leidenschaften

Herr König, wie war es, als Sie St. Agnes zum ersten Mal betraten?
Ich war überrascht, dass ich die Kirche bislang nicht kannte, habe aber gleich die vielen Möglichkeiten erkannt. Es war mir schnell klar, dass ich hier etwas machen will.

Ist das Kirchenschiff überhaupt als Galerieraum geeignet?
Der Vorteil ist, dass es sich um einen riesigen, fertigen Raum handelt, der nur um eine eingezogene Ebene ergänzt werden musste. Es wird aber schwierig werden, Kunst an den Rauputzwänden aufzuhängen. Ansonsten ist die Kirche für den Galeriebetrieb sehr gut geeignet. Die Außenansicht des Gebäudes ist toll, es könnte auch ein Neubau sein.

Suchen alle Galeristen nach neuen, aufregenden Räumen?
In den USA gibt es einen harten Raumwettbewerb, bei uns ist es nicht so extrem. Mich haben die Besonderheit von St. Agnes und die unbespielte Umgebung gereizt. Wir sind hier im Zentrum, aber zugleich wieder nicht – das finde ich spannend. Ich will die Künstler und mich mit dem Raum herausfordern. Ich suche ständig nach neuen Herausforderungen.

Ist St. Agnes also nur eine Zwischenstation?
Irgendwas tut sich ja immer auf, in das ich mich verliebe. St. Agnes als Galerie aufzubauen war eigentlich absurd, denn ich habe bereits eine tolle Galerie, die gut angebunden ist und ein großes Lager hat – aber ich konnte nicht anders.

Wie ist das Verhältnis zu den Nachbarn?
Wir sind schon im Austausch mit dem Jüdischen Museum und der Berlinischen Galerie. Auch der Dialog mit den Anwohnern ist mir wichtig. Wir wollen ein offenes Haus sein.

Das Gespräch führten Moritz Gaudlitz und Angie Pohlers.

Johann König, Jahrgang 1981, kommt aus einer Galeristen- und Verlegerfamilie. Seit 2002 betreibt er die nach ihm benannte Galerie in Berlin und vertritt derzeit Künstler wie Monica Bonvicini, Tue Greenfort und Alicja Kwade.

Foto: Semra Sevin

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