Kollisionen
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Eine Zugfahrt von Buch nach Karow

In Buch ist der Strom der Panke schon sehr viel stärker. Breiter ist sie auch, aber immer ganz gerade. Eine Zugfahrt von Buch nach Karow von Younggeun und Stella

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des ‘Panke-Projekts‘ während der Udk-Kollisionen 2017, der interdisziplinären Projektwoche der Universität der Künste

Im Zug von Buch nach Karow. Nichtorte ziehen an uns vorbei. Ein ganz eigenes Zeitvergehen. Der Zug nimmt Fahrt auf, wird dann langsamer. “Als wir nach Buch 3 zogen…”

Auszüge aus Drüben und Drüben – zwei deutsche Kindheiten von Jochen Schmidt und David Wagner, erschienen im rowohlt Verlag

Mit Worten fotografiert zwischen Buch und Blankenburg:

Die überdimensional große und langgestreckte Hecke neben den ausgedehnten Wiesen, die sich die dahinter reihenden Kleinfamilienhäuser auf widersprüchliche Weise vereint, trennt und ummauert. (Carlotta)

Drei osteuropäisch aussehende Männer, die im Gebiet der Stadtgrenze am Wegesrand im Gebüsch etwas zu verstecken oder zu suchen scheinen und mir die Voreingenommenheit meiner Gedanken aufzeigen, als erkennbar wird, dass sie ihre Plastiktüten mit Steinpilzen füllen. (Carlotta)

Die Pflöcke, die in Reih und Glied ihre buschigen Moosköpfe aus dem Wasser strecken. (Stella)

Diese Uhr, die wohl vor nicht allzu langer Zeit Kinder gnadenlos an ihre Schulpflicht erinnert hat. (Monica)

Die Fenster (blind), an denen das schale Sonnenlicht abprallt. (Stella)

Die kleinen Schaumwolkkronen, die von der Brücke aus so aussehen, als tanzten Schneeflocken auf dem Fluss. (Stella)

Das alte Paar (er den Arm um sie), das versunken auf etwas im Fluss unter ihnen auf der Brücke blickt. (Stella)

Diese Pfützen, die einfach überall sind. (Monica)

Das mit Moos bewachsene Straßenschild mit der Aufschrift “Mitte 11 km”, das in etwa die Mitte des Fahrradwegs von Karow nach Blankenburg markiert. (Jana-Maria)

…noch mehr Snapshots.

Snapshots sind eine Methode, die 1968 von dem Schweizer Schriftsteller Peter Wehrli erfunden wurde. Jedes einzelne Bild sollte auf ein bestimmtes Detail fokussieren, das ins Auge fällt. Wichtig ist, dass die sprachlichen Bilder von knapper, fast lapidarer Skizzenhaftigkeit sind und jeweils für sich einen einzelnen kleinen Moment während des Unterwegsseins fixieren.

Beitragsfoto: Anne-Sophie Plèche
Video: Kim Younggeun
Audio: Stella Schalamon
Text: Jochen Schmidt (© 2014 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg)

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