Kollisionen
Schreibe einen Kommentar

Die Laubblasmenschen zwischen Zepernick bis Bernau

Die kleine Panke nimmt ihren Lauf. Doi und Jonas haben um sie herum beobachtet und diese Beobachtungen auf einem Blog mit Text und Bild festgehalten. Wie zum Beispiel die Laubblasmenschen.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des ‘Panke-Projekts‘ während der Udk-Kollisionen 2017, der interdisziplinären Projektwoche der Universität der Künste

Es ist Herbst, und von weitem hört man lautes Getöse. Die vielen Blätter, die von den großen Ahornbäumen fallen, haben sich wie eine bunte Schneedecke über die Zepernicker Straßen gelegt. Rechts und links durchziehen Reihenhäuser das Gebiet. Die Einwohner haben allerhand zu tun, das Laub vom eigenen Vorgarten in den des Nachbarn zu blasen. Trotzdem ist sonst nicht viel los. Hier ist es – auf eine angenehme Art – langweilig. Ruhig. Adrett. Mein Haus, mein SUV, meine Laubblasmaschine. Landleben kann so schön sein.

So geht das Straße für Straße, bis sich nach einiger Zeit – und von allem brandenburgischen Gebläse unbeeindruckt – doch noch ein kleiner Bach zeigt. Kaum zu glauben, dass dieses kleine Rinnsal die Panke sein soll. Es ist nicht schön, aber selten. Welcher Fluss kann schon von sich behaupten, nach einem Bezirk (Pankow) und einer Gemeinde (Panketal) gleichzeitig benannt worden zu sein.

Diese und weitere Texte finden sich auf dem Blog https://pankediary.wordpress.com – ein kleines Sammelsorium unterschiedlicher Textschnipsel und persönlicher Eindrücke. Letztlich soll der Rezipient angeregt werden, sich mit einem Ort – der vielleicht auf den ersten Blick banal erscheint – auf einem anderem Wege auseinanderzusetzen und ihn so anders zu erfahrbar zu machen.

Mit Worten fotografiert zwischen Bernau und Zepernick:

Dieses Banner mit der Aufschrift “Panke-Spiegel”, das so majestätisch über der Garagenauffahrt thront. (Monica)

Dieser kleine rote Bus, der einsam und allein am Horizont entlangfährt. (Monica)

Der Atem der Pferde, der sich mit dem vom Boden empor steigenden Morgennebel vermischt. (Stella)

Die großen alten Ahornbäume im Herbst, deren Blätter sich wie Schnee über die Dorfstraßen Zepernicks legen, als wollten sie mir sagen: “Werfen wir alten Ballast ab – und schaffen wir Raum für Neues.” (Jonas)

Der kleine blonde Junge mit dem Eis am Stiel, der auf den Schultern seines Papas sitzend und seine kahle Glatze bekleckernd mich fragend anschaut. (Jonas)

Der Autoreifen, der an einem quer gespannten Seil hängend, in die Form einer Brezel gebracht wurde. (Doi)

Die drei Schlösser, die an dem grünen Geländergitter hängend die Liebe zweier Menschen versprechen, während kaltes Regenwasser an ihnen abtropft. (Doi)

Das Schild, das mit rotbrauner Fläche und weißer Schrift die Panke ankündigt. (Doi)

Der Traktor neben dem verlassenen Restaurant Pankschloss, der komplett bemoost ist. (Doi)

…noch mehr Snapshots.

Snapshots sind eine Methode, die 1968 von dem Schweizer Schriftsteller Peter Wehrli erfunden wurde. Jedes einzelne Bild sollte auf ein bestimmtes Detail fokussieren, das ins Auge fällt. Wichtig ist, dass die sprachlichen Bilder von knapper, fast lapidarer Skizzenhaftigkeit sind und jeweils für sich einen einzelnen kleinen Moment während des Unterwegsseins fixieren.

Beitragsfoto: Anne-Sophie Plèche
Foto und Projekt: Doi Park
Text und Projekt: Jonas Kühlberg

zurück | zur Übersicht | weiter

 

FacebooktwitterFacebooktwitter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert