Eine Webcam ist eine Art Bildbeschreibung. Der Autor/die Autorin ist ein Aufzeichnungsapperat, der/die wie eine Kamera eigenartige Geschehnisse, Alltagssituationen, Ereignisse wie Nichtereignisse, Smalltalks und Spaziergänge aufnimmt. 00.39 Uhr Albrechtstraße
Ein kleiner Schneehaufen bedeckt den Fuß der eisernen Straßenlaterne. Das schmutzige Weiß leuchtet im Schein des künstlichen Lichts. Darunter der nasse Bürgersteig, aneinandergereihte Platten, in perfekter Ordnung. Füße gehen vorbei, vier an der Zahl. Zwei schwarze Winterstiefel mit hohem Absatz und zwei flache Chelsea-Boots, ebenfalls in schwarz mit einer dünnen goldenen Applikation über dem Absatz. Sie laufen schnell, berühren kaum den Boden. Die hohen Absätze hinterlassen ein dumpfes aber gut hörbares Geräusch, während die Chelsea-Boots leise über die Steine gleiten. Die Schuhe verlassen den Bürgersteig und wechseln auf die andere Seite. Kaum noch wahrnehmbar trippeln sie über den nassen Asphalt. Ein beißendes Licht durchflutet die Straße, Bremsen quietschen. Die Füße bleiben kurz stehen und verschwinden dann hinter dem grellen Licht.
Es ist wieder dunkel. Nur die Straßenlaterne erleuchtet weiterhin den schmutzigen Schneehaufen. Am eisernen Laternenpfahl hängt eine orangene Mülltonne mit der weißen Aufschrift „Danke für die Hot Dogs“. In kleinerer Schrift darunter „Hundegeschäft eintüten, einwerfen, fertig“. In der Öffnung der Tonne steckt ein hölzerner Stock an dem ein nasses Plakat befestigt ist. In dunkelblauen Großbuchstaben ragt der Text aus dem Müll: „CLIMATE SUMMIT – WHAT IF IT’S A BIG HOAX AND WE CREATE A BETTER WORLD FOR NOTHING”.
Beitragsbild: Annett Gröschner