Kollisionen
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00.39 Uhr Albrechtstraße

Eine Webcam ist eine Art Bildbeschreibung. Der Autor/die Autorin ist ein Aufzeichnungsapperat, der/die wie eine Kamera eigenartige Geschehnisse, Alltagssituationen, Ereignisse wie Nichtereignisse, Smalltalks und Spaziergänge aufnimmt. 00.39 Uhr Albrechtstraße

Ein kleiner Schneehaufen bedeckt den Fuß der eisernen Straßenlaterne. Das schmut­zige Weiß leuchtet im Schein des künst­li­chen Lichts. Darunter der nasse Bürgers­teig, aneinandergereihte Platten, in perfek­ter Ordnung. Füße gehen vorbei, vier an der Zahl. Zwei schwarze Winterstiefel mit ho­hem Absatz und zwei flache Chelsea-Boots, ebenfalls in schwarz mit einer dün­nen goldenen Applikation über dem Ab­satz. Sie laufen schnell, berühren kaum den Boden. Die hohen Absätze hinterlassen ein dump­fes aber gut hörbares Geräusch, wäh­rend die Chelsea-Boots leise über die Steine gleiten. Die Schuhe verlassen den Bürgersteig und wechseln auf die andere Seite. Kaum noch wahrnehmbar trippeln sie über den nassen Asphalt. Ein beißendes Licht durchflutet die Straße, Brem­sen quietschen. Die Füße blei­ben kurz ste­hen und verschwinden dann hinter dem grellen Licht.

Es ist wieder dunkel. Nur die Straßen­laterne erleuchtet weiterhin den schmutzi­gen Schneehaufen. Am eisernen Laternen­pfahl hängt eine orangene Mülltonne mit der wei­ßen Aufschrift „Danke für die Hot Dogs“. In kleinerer Schrift darunter „Hun­de­ge­schäft eintüten, einwerfen, fertig“. In der Öffnung der Tonne steckt ein hölzerner Stock an dem ein nasses Plakat befestigt ist. In dunkelblauen Großbuchstaben ragt der Text aus dem Müll: „CLIMATE SUMMIT ­– WHAT IF IT’S A BIG HOAX AND WE CREATE A BETTER WORLD FOR NOTHING”.

Beitragsbild: Annett Gröschner

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Kategorie: Kollisionen

Monica Camposeo

Monica Camposeo ist eine Grenzgängerin zwischen den Welten: In Luxemburg geboren und aufgewachsen - dazu kommen italienische Wurzeln. Das ist das perfekte Rüstzeug für’s Studium in einer der buntesten Städte Europas, dachte sich Monica, und landete in Berlin. Hier findet sie die Stoffe, über die sie so gerne berichtet: Interessante Menschen in vielfältigen Kulturen. Ein bisschen so, wie sie selbst.

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