Wie lässt man ein Volk, eine Kultur, weiterleben, wenn sie einst fast vernichtet wurden? Das Erlöschen von Erinnerungen ist vielleicht die letzte Phase eines Völkermordes. Houshamadyan.org leistet kreativen Widerstand.
Das Webarchiv erzählt vom Alltagsleben des armenischen Volkes Anfang des 20. Jahrhunderts im osmanischen Reich. Vor dem Genozid. Es erinnert an ihre Orte, Buchstaben, Kleidung, Musik, Medizin und versucht einen Dialog der geteilten Geschichte zu ermöglichen. Marie Hecht hat das kunstvolle Archiv durchstöbert und mit den Gründer*innen gesprochen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zwischen einer und zwei Millionen Armenier*innen ermordet. Im Jahr 2005 verwies der deutsche Bundestag auf die Mitverantwortung des deutschen Reiches, das als damaliger Verbündeter des Osmanischen Reichs die Verbrechen nicht verhinderte. Auf politischer Ebene steht seit über hundert Jahren der Kampf um die Anerkennung des Völkermordes und die Leugnung dieser Bezeichnung von Seiten der Türkei im Mittelpunkt. Houshamadyan.org schafft einen anderen Zugang zu dieser Geschichte. Rezepte, Musik, vertonte Zeichnungen und Fotos geben einen Eindruck vom fast Verlorenen und berühren.
Titelfoto: © www.houshamadyan.org