Was gutes Essen angeht, bin ich mein Leben lang verwöhnt worden. Aufgewachsen mit einer italienischen Mamma, gab es täglich die verschiedensten Pasta-Variationen. Carbonara und Amatriciana wurden nur mit den besten Zutaten zubereitet. Fettreicher, aus Rom importierter Guanciale ersetzte den gewürfelten Speck aus dem Supermarkt, besonders würziger Pecorino den 0815-Parmesan. Auch Gnocchi kamen niemals aus einer verschweißten Plastiktüte. Liebevoll formte meine Mutter kleine Ovale aus gekochten Kartoffeln, die sie einmal in Mehl tunkte und dann auf der Käsereibe hin und her rollte, damit ihre Oberfläche ein ansprechendes Muster bekam. Zwanzig Jahre lang war ich nichts als beste italienische Hausmannskost gewöhnt. Bis heute erinnere ich mich an die Euphorie, die ich an grauen Schultagen bei dem Gedanken an die Köstlichkeiten zuhause empfand. Irgendwann kam der Tag, an dem ich ausziehen und den kulinarischen Heimat-Himmel verlassen musste. Nach schlaflosen Nächten voller Albträume von Fünfminutenterrinen kam mir die Idee, mir eine Köchin als Mitbewohnerin zu suchen. Glücklicherweise hatte eine Freundin gerade ihre Kochausbildung in einem Sterne-Restaurant abgeschlossen. Heute rettet mir der Gedanke an ihre Kohlrouladen und Klöße so manch einen grauen Unitag.