Tischdecken, Silberbesteck, Kristallgläser. Sterngekrönte Küchenmeister, die wie Wespen um ihre Kochtöpfe schwirren. Das Messer schärfend, die Stichflamme bändigend. Im Hintergrund erklingt das vierte Konzert von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Das Staccato der Violinen bestimmt die Abfolge der Bilder: schnell, reizüberflutend, explosiv. Angetrieben vom Tempo der Streicher nimmt das Treiben in der Küche an Fahrt auf. Es brennt, es dampft, es zischt und gart. Immer weiter wird perfektioniert, was an Perfektion nicht zu übertreffen ist. Kokosnusswasser-Sorbet, Tatar auf Wasabischaum, Blüten-Crunch, Honig-Emulsion, Wildkräuter-Schaum, Oktopus au Vin. Die Blicke der Köche auf einen einzigen Teller gerichtet – hochkonzentriert, millimetergenau. Wie ein Kunstwerk mutet das Ergebnis an, das auf der Anrichte darauf wartet, seinen Verkoster zu verzaubern.
Das Episoden-Intro der Netflix Serie „Chef’s Table“ führt den Betrachter an jenen Ort, wo Honig und Milch zu fließen scheinen. Wie eine Performance kommt das Intro der eigentlichen Episode zuvor. Eine Hommage an die Haute-Cuisine. Zu kurz sind die sechzig Sekunden, um alle Komponenten in selber Intensität auf der Zunge zu schmecken, zu lange, um sich nicht unmittelbar danach die gesamte Staffel einverleiben zu wollen. Eine gastrosexuelle Liaison für jeden Gusto.