Gesellschaft
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Tweesen

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Über die Notwendigkeit von Kirchentüren in Reformationen. Eine Glosse

Thesen kann jeder. Ob mit Fönfrisur oder Tonsur, im Elfenbeinturm oder in Askese, in Wittenberg oder Washington: beweisbar muss da zunächst gar nichts sein. Mit Glück werden die Alternative Facts dann berühmt und man reformiert etwas. Die Kirche zum Beispiel. Auch 1517 wäre „Make Christianity Great Again!“ ein wundervolles Motto gewesen. Auf Latein – natürlich.

Andererseits können Thesen schnell zum Gespött werden und der Verfasser landet in der Hölle der Bedeutungslosigkeit. Aktuell lassen sich – verpackt in 140 Zeichen – dafür jede Menge Beispiele finden. Wenn ein Wurf mal nicht ganz hinhaut, dann muss halt nachgeliefert werden: Neue These, neues Glück. Irgendetwas wird schon hängen bleiben. Ob es globale Erwärmung gibt oder gab, und wer sie erfunden hat, lässt sich ja auch erst in ein paar hundert Jahren beweisen. Und, seien wir ehrlich, da kräht dann auch kein Hahn mehr nach. Entweder weil es nicht stimmt, oder weil es keine Hähne mehr gibt.

Eine Kirchentür bietet Platz für 95 Thesen, genau genommen 11.380 Zeichen. Heutzutage wären das gerade einmal 80 Tweets. 80 Tweets, um die Welt zu reformieren. Nur an welche Tür soll man sie posten?

Bild: Erich FerdinandMartin the monk unter CC BY-SA 2.0 

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