Welche Herausforderungen kommen unweigerlich mit der besinnlichen Jahreszeit zusammen? Und, wie besinnlich ist eigentlich das alljährliche Weihnachtsshopping? Eine Glosse von Isabella Nadobny.
Einkaufen an Heiligabend? Es scheiden sich die Geister. Die einen sehen die freie Marktwirtschaft in Gefahr und prophezeihen den Niedergang der Konsumgesellschaft, die anderen fürchten steigende Selbstmordraten über die Weihnachtsfeiertage, weil der Alkohol nicht ausreichen könnte, um über Mutterns Maggi-Fix Kochkünste und Opas schlüpfrige Witze hinweg zu helfen. Es ist tatsächlich eine enorme Herausforderung, Familienbesuch und Fernsehprogramm zu koordinieren, ohne die hilfreiche Ausrede, mal eben kurz zum Supermarkt zu müssen, weil, äh, die laktosefreie Milch fehlt. Somit sieht sich manch einer drei Tagen geballter Familientradition entgegen taumeln, ohne eine Möglichkeit der Flucht.
Der dankbare Fluchtweg bleibt auch jenen verschlossen, die lieber online auf Schnäppchenjagd gehen. Es ist aber auch verführerisch – das perfekte Geschenk ist nur einen Klick entfernt, Einpacken dauert nur ein Häkchen lang, man schneidet sich dabei nicht an scharfen Papierkanten in die Finger und muss auch nicht mit dem Tesaabroller kämpfen, während man versucht, alles an Ort und Stelle zu halten. Zusätzlich bleibt einem die endlose Warterei in Kassenschlangen erspart, welch Glück! Den virtuellen Einkaufskorb gut gefüllt, zückt man das imaginäre Klimpergeld und kann sich entspannt im Sessel zurücklehnen. Weihnachtseinkäufe erledigt!
Jetzt nur hoffen, dass die fleißigen gelben Engelchen zur rechten Zeit den richtigen Schornstein finden.
Foto: Isabella Nadobny