Gesellschaft
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Das Leid der Drohne

Bürger protestieren gegen die Drohne. Foto: ch912 / flickr.com
Bürger protestieren gegen die Drohne. Foto: ch912 / flickr.com

Keiner will sie. Warum eigentlich?

Zwei Soldaten sitzen mit Joystick vor dem Bildschirm und warten darauf, dass sich etwas bewegt. Der eine schießt. Der andere gratuliert. Wie in einem Ballerspiel knallen die beiden Menschen ab und haben schon längst verdrängt, dass das, was sie tun, real ist. So oder so ähnlich könnte es enden, wenn sich Deutschland Drohnen beschafft, befürchten Kritiker.

Seit die Drohne Euro Hawk an den deutschen Zulassungsbestimmungen gescheitert ist, ist auch die ethische Debatte um die Drohne wieder entbrannt. Viele Deutsche sehen in der Nutzung von Drohnen eine große Gefahr. Sie befürchten, dass die Drohne, genau wie in den USA, zur gezielten Tötung von Terrorverdächtigen eingesetzt werden könnte, ohne dass diesen Menschen ein gerichtlicher Prozess gemacht würde. Oder, dass die Hemmschwelle zu töten sinken könnte, wenn Soldaten ihren Opfer nicht mehr gegenüber stünden. All diese Befürchtungen sind verständlich. Die Drohne ist ein mächtiges militärisches Mittel und sollte sie in die falschen Hände geraten, kann das fatale Folgen haben. Doch die Drohne hat auch Vorteile. Gerade weil der, der sie bedient nicht vor Ort sein muss, kann er rationale Entscheidungen treffen. Er kann abwägen, ob ein Angriff sinnvoll ist, ohne dabei selbst in Lebensgefahr zu schweben. Im Zweifelsfall schießt er dadurch seltener, weil der Selbstschutz nicht an erster Stelle steht.

Stärkere Sensibilisierung für ethische Grenzen im Militär

Das Problem an der Drohne ist nicht die Drohne selbst: Nicht vor dem unbemannten Flugobjekt haben wir Angst. Wir fürchten vielmehr, dass die Drohne zur Überschreitung von ethischen Grenzen führen könnte. Abwegig ist das nicht. Denn dass es im Militär immer wieder zu ethischen Grenzüberschreitungen kommt, wissen wir spätestens seit den Vorfällen in Abu Ghuraib oder den Leichenschändungen in Afghanistan durch amerikanische Truppen. In der Bundeswehr wurden zwar noch keine Vorfälle dieser Größenordnung publik, doch auch hier gelangen immer wieder ethische Grenzüberschreitungen an die Öffentlichkeit, wie zum Beispiel die Folter von Rekruten durch ihre Ausbilder in Coesfeld 2004. Und diese Vorfälle sind vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.

Soldat zu sein, ist kein leichter Beruf. Viele Soldaten, die einmal in einem Krisengebiet stationiert waren, kommen mit irreparablen seelischen Schäden zurück. Ethische Grenzen außer acht zu lassen, kann da ein Schutzmechanismus sein. Wer sich nicht mehr mit ethischen Grenzen befasst, der muss sich nicht täglich mit seinem Gewissen auseinandersetzen und prüfen, ob das was er tut eigentlich noch vertretbar ist. Doch genau das muss passieren. Wir brauchen eine stärkere Sensibilisierung für ethische Grenzen im Militär. Sie müssen thematisiert werden – immer und immer wieder. Und sie müssen auch diskutiert werden, selbst wenn das dem Gehorsamsgedanken der Bundeswehr widerspricht. Wenn das nicht geschieht, wird es in Zukunft auch ohne Drohnen ethische Grenzüberschreitungen geben.

Foto: ch912/ flickr.com

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Kategorie: Gesellschaft

Claudia Malangré

Aufgewachsen bin ich in Uelzen. Nach dem Abitur machte ich ein FSJ Kultur bei oldenburg eins und begann an der FU Berlin Islamwissenschaft zu studieren. In den Semesterferien war ich zweimal in Ägypten und absolvierte dort fachspezifische Praktika. Außerdem arbeitete ich neben dem Studium bei ALEX TV. Seit Oktober 2012 studiere ich Kulturjournalismus an der UdK Berlin.

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