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Kaffee-Flatrate im Mops

Gesichter der Uni: Sprecher eines einzigartigen Studentencafés zu sein macht Tobias Schwarz Spaß. Er ist fast am Ende seines Stuidums und sucht neue Mitarbeiter.

Tobias Schwarz (Foto: Michael Ramm)

Was stellt man sich unter einem Café vor, das Mops heißt? Einen Treffpunkt für Hundefreunde? Diesen Witz hat Tobias Schwarz schon oft gehört. Er ist Sprecher des Studentencafés auf dem Campus der Humboldt-Universität (HU) in Adlershof. Der Name Mops ist eine Abkürzung für Motoren-Prüfstand,  in dessen Räumen das Café liegt.

An dem schnörkellosen Gebäude fallen sofort die beiden 15 Meter hohen Türme auf, die es flankieren. „Hier wurden früher die zum Teil sehr lauten Motoren überprüft, und den Schall hat man über diese Türme nach oben geleitet, damit den Arbeitern nicht die Ohren abfallen“, sagt Tobias Schwarz.

Das Mops liegt im historischen Zentrum Adlershofs, der ehemaligen Versuchsanstalt für Luftfahrt. Heute sind hier die Fächer Chemie und Physik beheimatet. Gegenüber dem Café Mops steht der alte Trudelturm, den alle das „Ei“ nennen. Es ist tatsächlich ein eiförmiger Beton-Iglu, ein alter Windkanal, in dem die Sturzeigenschaften von Modellflugzeugen getestet wurden.

Tobias ist 27 Jahre alt, Physikstudent. Er engagiert sich seit drei Jahren in der studentischen Begegnungsstätte. „Man trifft immer neue Leute, und es macht Spaß, in dem Team zu arbeiten“, sagt er. Neben einer Bar, in der es Getränke und Snacks zu erschwinglichen Preisen gibt (Kaffee 50 Cent, Bionade 1 Euro), gehört auch ein Partyraum zur Ausstattung. Den kann man für Events und Feste mieten. Tobias erinnert sich gern an die Weihnachtsfeiern im Mops, die gehören für ihn zu den schönsten Momenten.

Die alte Prüfstandhalle, von der das Café seinen Namen hat, liegt im hinteren Teil des Gebäudes. Wenn Tobias die Tür aufschließt und hineingeht, bricht sich der Hall seiner Schritte mehrfach an den Wänden. Die imposante, denkmalgeschützte Halle wirkt wie ein kalter, betongrauer Schlauch und mündet rechts und links in die Türme, deswegen heißt sie auch „die Röhre“. Hier arbeitete man einst an großen Motoren und Turbinen.

Der Physikstudent kann natürlich erklären, wie das mit dem Schallableiten funktionierte: „Schall ist nichts anderes als eine Wellenform, die sich, wenn sie in Bewegung ist, genau wie Luft oder Wasser einen Weg sucht. Da beide Raumseiten nach oben offen sind, entweicht der Schall einfach durch die Türme.“Trotz dieser Technik war es früher sicher ohrenbetäubend laut in der Prüfhalle. Heute steht sie leer und ist wegen des starken Halls nicht für Partys oder den Cafébetrieb geeignet. Tobias und das Team vom Café Mops warten darauf, dass die HU auch die Prüfhalle modernisiert und nutzbar macht.

Tobias ist sprachbegeistert. In seiner Freizeit spielt er Fußball und Gitarre. Musik macht er seit 20 Jahren, und er leitete auch schon Bandworkshops in Jugendzentren. Die Frage, ob er ein Organisatortyp sei, verneint er, und er winkt bescheiden ab:„Wenn man sich sonst schon nicht großpolitisch engagiert, dann kann man hier wenigstens seinen Alltag erweitern“, sagt er. „Man studiert halt nicht nur so vor sich hin, sondern macht auch was für andere und kann seine Erfahrung weitergeben.“

Dem Physikstudenten liegt das Cafés ehr am Herzen. Alle Studenten arbeiten hier ehrenamtlich, aber „wenn man an einem lauen Sommerabend mit einem Bier gemeinsam im Garten des Cafés sitzt, dann weiß man, warum man hier arbeitet“. Außerdem gibt es Tee und Kaffee kostenlos für die Mitarbeiter des Cafés: „Als Student kann man den Reiz kostenlosen Kaffees gar nicht unterschätzen!“

Das Studium von Tobias Schwarz befindet sich in der Endphase, und der Physikstudent würde sein Amt als Sprecher des Cafés gerne an eine neue Generation von Mops-Mitarbeitern weitergeben. Es sei aber nicht leicht, neue engagierte Leute für das Café zu finden, sagt er. Das jetzige Team sei schon lange dabei. Viele würden über kurz oder lang mit ihrem Studium fertig sein und damit auch aus dem Mops-Betrieb ausscheiden. Die Nachfrage nach neuen Leuten ist also groß.

Im Café kann jeder mitmachen, der Lust hat. Mitmachen –das bedeutet, eine Schicht für zwei Stunden pro Woche zu übernehmen. Wer also in diesem Semester auf dem Campus Adlershof studiert, wer sich gern engagiert, wer Lust hat, neue Leute kennenzulernen und selbst in den Genuss einer Kaffee-Flatrate kommen möchte, der kann einfach montags beim Plenum um 17 Uhr im Café Mops vorbeischauen.

Michael Ramm

Dieser Artikel erschien in der Berliner Zeitung Beilage ‘Semesterstart’ am 10. April 2012.

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