“The Hobbit: The Desolation of Smaug” feierte in Berlin mit Anwesenheit der Darsteller und kreischenden Fans Europapremiere
Ein riesiger, goldener Ring mit einer geheimen Schrift auf seiner Breite thronte vor genau zehn Jahren, am zehnten Dezember 2003, unter der Decke des Sony Centers. Es war ein besonderer Tag: Der Tag, an dem die Europapremiere des neuen Herr der Ringe-Films in Berlin gefeiert wurde. Aufgekratzte Fans in Elben- und Hobbitkostümen hatten lange auf den Moment gewartet, den dritten und finalen Teil der Trilogie endlich zu begrüßen. Regisseur Peter Jackson, Schauspieler, Drehbuchautoren und Mitglieder der Filmcrew reisten aus allen Ecken der Welt an und fanden sich in der deutschen Hauptstadt für die letzte, gemeinsame Filmpremiere zusammen, für ein letztes großes Wiedersehen.
Damals hätte niemand zu träumen gewagt, dass genau zehn Jahre später, am neunten Dezember 2013, die gleiche Filmcrew mit teils neuen, teils alten Schauspielern an denselben Ort zurückkehren wird. Diesmal lässt sich der gigantische Kopf des Drachen Smaugs bewundern, der sich unter einer Lastwagenladung Goldmünzen in der Mitte des roten Teppichs im Sony Center am Potsdamer Platz versteckt. Eine neuer Film, eine neue Trilogie: Diesmal wird die Geschichte des Hobbits Bilbo erzählt, die Europapremiere des zweiten Films „The Hobbit: “The Desolation of Smaug“ findet erneut in Berlin statt.
Wieder tummeln sich begeisterte Fans mit lockigen Hobbit-Perücken und spitzen Elbenohren vor dem Kino des Cinestars, sich reihenweise gegen die Zäune aus Stahl pressend, die das Publikum von den Machern des Films trennen. Die Arme in die Luft gerissen und mit Pappschildern wedelnd, fangen die Möchtegern-Hobbits an zu kreischen, bevor die Darsteller des Films überhaupt in Sichtweite waren. Ihr fanatisches Verhalten ruft in Bewusstsein, dass der Stamm des Wortes „Fan“ schlichtweg von „fanatic“ kommt.
Auf der großen Leinwand, die den Trailer des Films im Einklang mit dröhnendem Surround-Sound in Endlosschleife zu zeigen scheint, werden Interviews mit den wartenden Fans gezeigt. Nicht wissend, dass die Zuschauer des weltweiten Live-Streams wohlmöglich missbilligend den Kopf schütteln, präsentieren Fans stolz ihre Kostüme und Tattoo-Schriftzüge, mit denen sie sich Namen wie Richard Armitage für immer und ewig auf dem Körper eingravieren ließen. Zur Belustigung reicht es, wenigstens ist die Warterei so nicht allzu langweilig.
Dann ist es soweit, noch lautere Wellen der Begeisterungsschreie dringen vom Beginn des roten Teppichs zum Kino durch – die ersten Stars sind eingetroffen. Im Licht der grellen Scheinwerfer und der Weihnachtslichter werden die Darsteller von ihren Publizisten hin- und herbugsiert, hier den Fans Autogramme geben, dort der Presse Frage und Antwort stehen. Als Hauptdarsteller Martin Freeman gefragt wird, ob das Wiedersehen mit seinen Schauspiel-Kollegen schön ist, kann er nur antworten: „Immer, wenn ich gerade mit jemanden sprechen möchte, werde ich in die andere Richtung weggezogen. Bisher konnten wir uns nur winken.“
Schön, aber stressig: Orlando Bloom, der nach einer Broadway-Vorstellung in New York am vorherigen Abend eingeflogen wurde und nur wenige Stunden vor der Premiere in Berlin ankam, vergisst seine Antworten in Interviews, von seinem Höhepunkt der Dreharbeit bis hin zum Lieblingszitat. Hilfesuchende Blicke zur Publizistin helfen leider auch nicht weiter.
Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Hektik vorbei, die Stars im Kino und der Kopf des Drachen Smaug liegt wieder allein auf dem roten Teppich. Eine letzte Ansprache vom Regisseur Peter Jackson folgt vom Balkon des Cinestars: „Was für eine großartige Stadt, was für ein großartiger Empfang, vielen Dank.“
Auf dem Balkon scheinen die Darsteller unter sich schon sichtlich entspannter und können endlich zur Filmvorstellung im Kino verschwinden. Die Presse baut ab und macht sich auf den Weg, aber die Fans scheinen noch nicht begreifen zu wollen, dass der Zauber schon vorbei ist und bleiben einfach stehen. Sie kreischen weiter, denn wenigstens eine Goldmünze des Drachens will als Souvenir ergattert werden.
UdK-Studentinnen Jasmin Heyer und Nora Hiller waren auf der Premiere und haben den Darstellern der Hobbit-Trilogie Fragen im Trubel des roten Teppichs gestellt:
Foto: tom_stromer/flickr.com