Bühne
Schreibe einen Kommentar

Das bin ich!

Cynthia Buchheim redet offen über sich und ihren Beruf als Schauspielerin. Ein Porträt.

Als Fitnesstrainerin Jutta von Da schlägt sie im knallbunten Gymnastikanzug ein Rad auf der Bühne: Cynthia Buchheim ist seit Oktober 2011 festes Ensemblemitglied am Prime Time Theater im Wedding und spielt in der Theatersitcom “Gutes Wedding, schlechtes Wedding” sehr unterschiedliche Rollen. Neben der Fitnesslehrerin verkörpert sie unter anderem die Punkerin Ratte und die Aromatherapeutin Theresa. Cynthia sagt, sie sei skurril. Auf die Figuren, die sie spielt, trifft das zu. Doch auf sie selbst?

Die Sitzplätze sind leer und auf der Bühne steht nur noch ein braunes Sofa. Es ist Freitagabend, die Folge Nr. 95 „Drei an einem Tag“ wurde zum sechsten Mal aufgeführt. Cynthias Hund Tilda, benannt nach der Schauspielerin Tilda Swinton, läuft im Saal herum. Der rostfarbene Terrier-Mix aus dem Tierheim wartet während jeder Vorstellung in der Garderobe. Die 30-jährige Cynthia hat sich umgezogen: Sie trägt ein schwarzes Top und ein beiges Jäckchen. Ihre blonden Haare gehen ihr knapp über die Ohren. Schlicht und natürlich sieht sie aus.

Die zierliche, 1,60 Meter große Frau ist im Osten von Berlin aufgewachsen. Friedrichshain sei ihr Lieblingsbezirk, weil er sie an schöne Zeiten ihrer Kindheit erinnert. Den Wedding mag sie, weil die Weddinger nicht so abgehoben seien. Jetzt lebt sie am „Schlesi“ in Kreuzberg. Ihr Theaterkollege Daniel Zimmermann ist ihr fester Freund, verrät sie. Daniel spielt in der Theaterserie zum Beispiel den „Prenzlwichser“ Üwele und den Kreuzberger Türken Taifun.

Cynthia Buchheim (als Fitnesstrainerin Jutta) mit ihrem Theaterkollegen und festen Freund Daniel Zimmermann (als Üwele). Foto: Janina Heppner, Grafik: Ivonne Schulze

Cynthia Buchheim (als Fitnesstrainerin Jutta) mit ihrem Theaterkollegen und festen Freund Daniel Zimmermann (als Üwele).
Foto: Janina Heppner, Grafik: Ivonne Schulze

Als Kind ahmte Cynthia die Stimmen aus der Milka-TV-Werbung nach. Ihre Familie fand das lustig und ermunterte sie, in weitere Rollen zu schlüpfen. Cynthia hat sechs Jahre Gesangs- und vier Jahre Jazz Dance-Unterricht genommen, bevor sie 2007 bis 2010 Schauspiel an der Schauspielschule Charlottenburg studierte. Danach ging sie von einem Vorsprechen zum nächsten. Sie wollte beinahe aufgeben, da bot ihr das Prime Time Theater eine Stelle an.

2013 schrieb sie für ihr Projekt „Les Petites Rouges“ ihr erstes Stück: „Umnachtet“, eine Lesung, eingebettet in ein Theaterstück mit burlesquen Tanzelementen, erzählt die Geschichte von einer vergifteten Beziehung. Cynthia führte Regie und spielte nicht mit. Noch nie sei sie so nervös gewesen wie vor diesen Aufführungen, erzählt sie. Ein Stück zu schreiben, sei viel intimer als zu schauspielern. „Man gibt viel mehr von sich preis.“

Im November 2014 ist ihr Showreel fertig geworden: Ein Bewerbungsvideo, das Szenen aus drei Kurzfilmen zeigt. Sie wollte schon lange zum Fernsehen, auch weil man beim Film mehr Geld verdient als am Theater. Bisher hat sie sich jedoch nie getraut. Ihre Begründung: Sie sei zu skurril. Sie gestikuliere viel, werde schnell hysterisch und zickig. Ihre Selbstzweifel passen zu ihrem Dogma-Fotoprojekt „Das bin ich“: Sie möchte Menschen zeigen, wie sie wirklich sind. Ungeschminkt, ohne Effekte und Filter, auf schwarzem Bildhintergrund. Cynthia Buchheim ist eine hervorragende Schauspielerin. Sie spielt schrille Charaktere und hat kreative Ideen.

FacebooktwitterFacebooktwitter
Kategorie: Bühne

Julika Bickel

Mit acht Jahren habe ich beschlossen, Schriftstellerin zu werden, weil ich Michael Ende bewundert habe. Ein paar Jahre später habe ich festgestellt, dass die Geschichten der Wirklichkeit mindestens genauso spannend sind wie die der Fantasie. Seitdem will ich Journalistin werden. Meinen Bachelor habe ich in Philosophie und Englisch absolviert, nun studiere ich im Master Kulturjournalismus. Awesome! Mein englisches Lieblingswort. Und um noch ein wenig philosophisch zu werden: In der Kultur zeigt sich, so glaube ich, der Mensch sich selbst. Was er denkt, was er fühlt, was er ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert