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Auf dem Weg zum echten Musical

UdK-Studiengangsleiter und Regisseur Peter Kock feierte mit der Musical-Collage “Kocktales” seinen Abschied von der Bühne. Er hinterlässt mit seiner Inszenierung ein hübsches und doch unaufgeregtes Vermächtnis.

An der Universität der Künste ist es Tradition, der ersten öffentlichen Bühnenpräsentation der „neuen“, hauseigenen Musical-Studenten beizuwohnen. Jeweils am Ende ihres zweiten Studienjahres präsentieren sie sich zum ersten Mal mit einer Musical-Collage der Öffentlichkeit. Und da das Musical bekanntermaßen eines der beliebtesten Kulturgenres und für uns UdK-Studenten dazu auch noch kostenlos ist, brannte im UdK-Theater „UNI.T“ zur Premiere am 10. Mai 2013 die Luft. Als hätte Andrew Lloyd Webber himself inszeniert, warteten draußen vor der Tür an die vierzig Leute, in der Hoffnung, noch eine der begehrten Karten zu bekommen. Auch ich wurde mit betretenem Blick und Fingerzeig auf die Warteliste darauf hingewiesen: „Die Premiere ist seit Wochen ausverkauft“ und des Platzes verwiesen. Die dritte Vorstellung am 17. Mai sollte also meine Chance sein. Und schon wieder rissen sich die Musicalfreunde um die letzten Plätze – am Ende ergatterte ich als fast Letzte eine Karte.

Hitler und Händel

Mit „Kocktales“ 2013 hat der langjährige Studiengangsleiter von Musical/Show, Prof. Peter Kock, ein letztes Mal das Vordiplom der Studenten „gemixt“, zum Ende des Sommersemesters 2013 wird er emeritiert.  Und mit einem „Mix“ ist die Inszenierung sicherlich am besten beschrieben: Von Songs aus „Hairspray“ und „Mamma Mia“, über Texte aus „Oh Boy“ und „Tränen der Heimat“ bis hin zu Performances zu „Another one bites the dust“ und „Sex is a wonderful habit“ – die einzelnen Stücke der Collage haben sowohl inhaltlich als auch musikalisch rein gar nichts miteinander zu tun. Da folgt der bayerischen Mundart eine Abhandlung über Hitlers Kussfertigkeiten und dann eine leidenschaftliche Darbietung von Händels „Lascia ch´io pianga“: Verbindungen und Zusammenhänge zu suchen wird also spätestens ab Titel drei sehr mühsam.

Gesang, SchKocktales2auspiel und Bühnenspektakel

Abwechslungsreich hat dann fast jeder der zehn Studenten die Möglichkeit, mehrere Facetten seiner Stimme zu zeigen. Insbesondere Teresa Scherhag und Denis Edelmann fallen dabei mit ihren besonderen, kräftigen Stimmen auf und erscheinen stimmlich am vielversprechendsten – nicht zuletzt, weil sie im Gegensatz zu einigen ihrer Kollegen die Stimme nicht nur in der Kehle ansetzen und auch ab und zu der Kopfstimme eine Chance geben. Ihre junge Stimme wird es ihnen danken. Doch auch Sabrina Reischl hat die Sympathien des Publikums durch ihre quirlige, flummi-eske Art auf ihrer Seite. Schade, dass Reischl ihr auffallend großes Tanztalent nur in einer kurzen Performance gegen Ende unter Beweis stellen kann. Den Anteil von Tanz an den drei Aspekten des Musicals, Gesang, Schauspiel und Tanz, hat Kock mit Hilfe seines Choreografen Rhys Martin offenbar bewusst kleingehalten. Schade eigentlich. Was am Tanz gespart wurde, hat Kock dann auch direkt in das durchaus beachtliche Bühnenbild investiert. Durch Videoleinwände, blinkende Leuchttafeln und Drehbühnen fand auf der Bühne ein ständiges Spektakel statt, sodass der Tanz vielleicht auch gar nicht nötig war.

Insgesamt war „Kocktales“ für die zehn jungen Studenten ein großer Erfolg und ein würdiger Abschied von Peter Kock. Reizende Musik, tolles Bühnenbild, talentierte junge Studenten – ein unaufgeregter Abend, der mich mit einem „Hach“ zurückgelassen hat. Trotzdem freue ich mich nun umso mehr auf die erste „richtige“ Musical-Inszenierung der zehn Studenten, in der sie unter Beweis stellen müssen, ob sie eine komplexe Handlung tragen, den stimmlichen Anforderungen gerecht werden und nebenbei auch noch körperliche Höchstleistungen vollbringen können. Dann auch mit reservierten Eintrittskarten.

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Kategorie: Bühne

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